Die Kunsteisbahn der Stadtwerke ist ein Publikumsrenner. Eine Reportage auf Eis
Lange nicht mehr in der Eishalle gewesen. Es ist der 3. Januar 2025. Ein Donnerstag in den Winterferien. Während es draußen Bindfäden regnet, findet drinnen unter einem blauen Himmel aus Stahl das Wintervergnügen statt. Wie alt das Schlittschuhfahren, dieses göttliche Gleiten übers Eis ist, kann keiner so genau sagen. Archäologische Funde legen nahe, dass sich Menschen schon vor 6000 Jahren Knochen unter die Schuhe gebunden haben, damit sie auf gefrorenen Seen und Flüssen besser vorankommen.
Viele Besucher
Wir sind nicht allein auf der Kunsteisbahn. „In den Ferien ist besonders viel los“, sagt Waldemar Fehr. Er ist der Leiter der Ludwigsburger Eishalle, diesem Polarstern am Freizeitfirmament der Stadtwerke Ludwigsburg-Kornwestheim. Die digitale Hallenuhr zeigt 14.25 Uhr. Der Nachmittagslauf hat seinen Höhepunkt erreicht. Zirka 600 Eisläufer suchen ihren Weg durchs Gewimmel. Es ist ein wildes Durcheinander. Auf der Außenbahn des weißen Ovals dreht sich ein dunkles Band aus Besuchern im gemütlichen Tempo gegen den Uhrzeigersinn. Im Zentrum der Eisfläche machen die Läufer auf ihren „geflügelten Sohlen“ (Goethe) wonach ihnen ist. Dort werden auch Figuren des Eiskunstlaufs angedeutet. An einem Nachmittag wie diesem sind viele Kinder auf dem Eis. Die Jüngsten schieben Pinguine vor sich her, die ihnen Sicherheit geben.
Drei junge Mädchen sehen aus wie Eisprinzessinnen. Ein sportlicher Junger Mann im Trikot von OM, dem Fußballverein Olympique Marseille, fehlt der Freiraum. Er würde gerne seinen großartigen Fähigkeiten auf Eis mehr Auslauf gönnen. „Ich fahre Schlittschuhe, seit ich 10 Jahre alt bin. Ich fühle mich wie ein Lamborghini, der nur ein paar PS auf die Straße bringen kann, weil er ständig im Stau steht. Ich fahre lieber auf einem See“, sagt er. Aus Rücksichtnahme vor den Kindern geht er vom Gas.
Das ist eine Einstellung, die Eismeister Heinz Falkenstern gefällt. Wenn er nicht auf dem Eis ist, dreht er jenseits der Bande seine Runden und schaut nach dem Rechten. Wer zu schnell oder zu risikoreich fährt, wird freundlich darauf hingewiesen, sich dem allgemeinen Tempo anzupassen. Er hat auch ein Auge auf die Sauberkeit. Nichts soll den positiven Gesamteindruck trüben.
Der Iceman schaut auf seine Uhr. Sie verrät ihm: Zeit, zur großen Eismaschine zu gehen, die auf ihren Einsatz wartet. Mit einer Durchsage werden die Läufer gebeten, die minus 10 Grad kalte Eisfläche zu verlassen. Nun hat Heinz Falkenstern freie Bahn. Er glättet und erneuert das Eis, das er zu Beginn der Saison mit seinen Kollegen schichtweise aufgebaut hat.
Keine leichte Aufgabe war das. Nicht nur Eishockey-Markierungen, sondern auch die Buchstaben des Hallenbetreibers, müssen durch das Eis schimmern. Damit es so schön weiß ist, setzen die Eismacher Kreide ein, die sie zuvor flüssig gemacht haben. Sie wird beim Eismachen aufgetragen. Die täglichen Aufbereitungen, die nach jeweils 1,5 Stunden Laufzeit erfolgen und zirka 3o Minuten dauern, sind ein willkommener Moment des Innehaltens. Im Bistro holen sich viele Pommes. „Das ist unser Renner“, verrät eine Mitarbeiterin im T-Shirt der SWLB. Sie hat alle Hände voll zu tun und keine Zeit. Verständlich. In der Pause öffnet Waldemar Fehr eine zweite Kasse. Es ist kurz vor 16 Uhr. Neue Besucher strömen in die Halle.
Die, die bereits da sind, scharren bereits mit den blanken Kufen. Kaum ist die Eisfläche wieder freigeben, sausen die Könner los und nutzen die freie Fläche für Sprints und schnelle Kurven.
Doch nur Augenblicke später ist es proppenvoll, und alles geht seinen gemütlichen Gang. Unser Freund im weiß-blauen Fußballtrikot fährt wieder mit angezogener Fußbremse. Die drei Mädchen mit kurzen Röcken lassen es noch gemütlicher angehen. Sie stehen auf festen Kufen an der Bande und machen den Reporter des Wochenblatts auf einen Irrtum aufmerksam. „Es sieht nur so aus, als wären wir Eisprinzessinnen. Das heute ist unser normaler Look. Wir sind K-Pop-Fans und kleiden uns entsprechend.“ Ok, die Damen. Wieder etwas gelernt. Michael Langjahr
Die Kunsteisbahn der SWLB in Ludwigsburg in der Fuchshofstraße 50 ist noch bis Mitte März in Betrieb. Sie ist nach den Ferien außer montags täglich geöffnet. Genaue Öffnungszeiten, Preise und Sonstiges: www.swlb.de/kunsteisbahn