Mittwoch, 22. Januar 2025
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Kinobesitzer Claus Wollenschläger im Wochenblatt-Interview

Das Kino lebt! Wir sprachen mit einem, der es wissen muss: Claus Wollenschläger.  Er sagt: Die Besucher sollen mit einem Lächeln aus dem Kino kommen.
Seiner Familie gehören seit 111 Jahren die Ludwigsburger Kinos Central und Union.

Herr Wollenschläger. Was waren für Sie die Kinohöhepunkte des Jahres 2024?

Mit Sicherheit war die erste Vorführung mit einem Laser-Projektor ein besonderes Erlebnis, da die Bilder noch brillanter und heller sind. Zudem liefern die neuen Lautsprecher und die neue Soundanlage beste Kinoqualität. Das Zuschauer-Highlight waren die sieben Tage im Rahmen der Schulkinowochen Baden-Württemberg. Wir konnten 3500 Schülerinnen und Schülern hervorragende Kinderfilme zeigen und rangierten damit in ganz Baden-Württemberg auf dem dritten Platz. Unser NaturVision Filmfestival mit dem Open-Air brachte uns faszinierende Einblicke in Naturdokus, aber auch investigative Filme punkteten durch die Brisanz der Themen. Ein tolles Festival 2024.

Wenn man, wie Sie, als Besitzer der Kinos Union und Central in Ludwigsburg, freien Eintritt hat: Wie oft besucht man dann noch pro Jahr eine Kinovorstellung?

Viel zu selten. Im Schnitt komme ich auf drei Kinobesuche im Monat. Wenn man 60 Stunden pro Woche im Kino arbeitet, verzichtet man leider zu oft auf das Besondere eines Kinofilms.

Was ist das Besondere am Kino? Warum ist es so viel ergreifender, einen Film im Kino anzusehen, als zu Hause auf der Couch?

Das Besondere im Kino ist das ganzheitliche Erlebnis aller Sinne ohne Ablenkung. Man taucht in die Geschichte ein, spürt förmlich die Orte, die man sieht. Durch die große Leinwand, den dunklen Kinosaal, den satten Sound und das Nichtvorhandensein einer Fernbedienung, mit der man umschaltet oder auf Pause drückt, gibt man sich der Geschichte hin und erlebt ein Film in seiner grandiosen Ganzheit. Da verkneift man sich den Toiletten- oder Kühlschrank-Gang, um nichts zu verpassen.

Welche Anstrengungen müssen Filmproduzenten, Verleiher und Kinobesitzer unternehmen, damit das Kino auch weiterhin unverzichtbar bleibt?

Wir müssen Filme produzieren und zeigen, die die Menschen bewegen und den Nerv der Zuschauer treffen. Es reicht eben nicht, nur Fortsetzungen zu produzieren oder Reprisen alter Klassiker. Die Menschen möchten begeistert und überrascht werden, dann erzählen sie das Erlebte auch weiter und verhelfen dem Kino zu neuer Größe.

Sie haben einmal berichtet, dass Ihre Nachmittagsvorstellungen gut besucht seien, während abends weniger Besucher kämen. Das überrascht. Wie erklären Sie sich das?

Seit der Pandemie bleiben die Menschen öfter zu Hause und scheuen den Aufwand, die Wohnung am Abend nochmals zu verlassen. Die Streaming-Dienste unterstützen diese neue Bequemlichkeit. Kinder sind da fordernder und möchten beschäftigt werden. Deshalb sind unsere Nachmittagsvorstellungen deutlich besser besucht als die Abendprogramme. Dazu wurde das Auswertungsfenster, also die Zeit, nachdem ein Film nicht mehr exklusiv im Kino gezeigt wird, deutlich verkürzt, so dass mancher lieber wartet, bis der Film gestreamt wird.

Die Weihnachtszeit gilt als eine Hochzeit des Kinos. Viele Studios bringen im Advent ihre stärksten Filme in die Lichtspiele. Worauf darf sich das Publikum in diesen Wochen besonders freuen?

An Weihnachten bieten wir den Disney-Zeichentrickfilm VAIANA 2, die Geschichte von Mufasa aus KÖNIG DER LÖWEN, die Verfilmung des Musicals WICKED, einen Animefilm aus DER HERR DER RINGE, Marvel-Action mit KRAVEN, THE HUNTER und für die ganz kleinen Zuschauer DIE HEINZELS mit einer neuen Geschichte. Also wirklich ein buntes Programm für Jung und Alt. Zudem zeigen wir live aus der Wiener Konzerthalle einen Weihnachtsabend mit Spitzensängerinnen und Sänger aus der ganzen Welt.

Auf welche Filme, auf welche Kinoereignisse des Jahres 2025 sind Sie besonders gespannt?

Noch kennen wir das Programm von 2025 nur in groben Zügen. Es kommen Filme wie MISSION:IMPOSSIBLE 8 mit Tom Cruise oder WICKED Part 2 sowie ZOOMANIA 2 von Disney und am Jahresende AVATAR 3. Aber persönlich freue ich mich auf DAS KANU DES MANITU von Micha Bully Herbig; da warte ich seit 2001 darauf.

Hand aufs Herz, Herr Wollenschläger. Ihre Familie hat 111 Jahre Kinogeschichte in Ludwigsburg entscheidend mitgeprägt. Wie groß sind die Chancen, dass weitere 111 Jahre dazukommen?

Wir haben zwei Weltkriege, die Pandemie, die Einführung des Fernsehens, des Videos, des Streamings überlebt. Wir werden weiter dafür kämpfen, dass gute Filme im Kino gezeigt werden und der Kunde mit einem Lächeln das Kino verlässt, weil es ein toller Abend war.

Haben Sie vielen Dank für das informative Gespräch. Das Interview führte:
Michael Langjahr

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