Béatrice Ensinger lässt die „Marseillaise“ erklingen und nimmt ihre Gäste mit auf eine französische Spurensuche in Ludwigsburg – Großes Finale im Käseparadies
Madame Ensinger wurde in Frankreich geboren. Ein Regenschauer und die damit verbundene Begegnung mit einem feschen Schwaben in Paris haben sie als junge Frau nach Württemberg gelockt. Und hier steht sie nun. Als gut gelaunte Stadtführerin, die im Hof des Residenzschlosses elf gespannte Teilnehmer und Teilnehmerinnen mit einem Lächeln willkommen heißt.
Unter ihnen drei unternehmungslustige Freundinnen aus Markgröningen, deren Herzen Béatrice Ensinger mit ihrem charmanten Akzent im Sturm erobert: „Das klingt so schön. Da haben wir wirklich Glück gehabt“. Ein älteres Paar aus Poppenweiler, das gerne in Frankreich Urlaub macht und alles Französische liebt, lockte das schöne Thema und natürlich die abschließende Verkostung. Auch eine junge Ludwigsburgerin gesellt sich zur munteren Truppe. Sie entschuldigt sich in perfektem Französisch für die kleine Verspätung. Schon kann es losgehen mit „Oh là là!“, der neuen Promenade zu den Einflüssen Frankreichs in Ludwigsburg.
So kurz der Weg ist, den die Teilnehmer in zwei Stunden zurücklegen (vom Schlosshof zum Marktplatz sind es nur wenige Hundert Meter), so lange ist der Abschnitt auf der Zeitachse, den sie während ihrer historischen Exkursion streifen werden. Madame Ensinger hat so viele Anekdoten und Abbildungen mitgebracht, dass es für einen Tagesausflug reichen würden.

Große Geschichte und kleine Geschichten
Ihr historischer Exkurs beginnt bei Henriette von Mömpelgard im 14. Jahrhundert. Er geht weiter mit den Raubzügen zündelnder französischer Truppen im 17. Jahrhundert auf dem Gebiet des künftigen Louisbourgs (Ludwigsburg), er touchiert Napoleon Bonapartes Visite anno 1805 am Hofe Herzog Friedrichs mit seiner ach so dehnbaren Haut, und er erinnert, wie könnte es anders sein am historisch relevanten Ausgangspunkt der Führung, an Charles de Gaulles Rede an die deutsche Jugend, die der Präsident dortselbst im Jahre 1962 gehalten hat. Logischerweise hat der weibliche Guide zudem die Gründung des Deutsch-Französischen Instituts in Ludwigsburg sowie die erste deutsch-französische Städtepartnerschaft zwischen Ludwigsburg und Montbéliard am Schnürchen, die 2025 ihr 75-jähriges Jubiläum feiert.
Es ist allgemein bekannt, dass Schloss Ludwigsburg nach dem Vorbild Versailles gebaut wurde. Dass der Gärtner von Versailles, André Le Nôtre (1618 bis 1700), nicht nur der Gärtner des Sonnenkönigs war, sondern auch ein königlicher Gärtner, dessen Ideen bis heute im Blühenden Barock bewundert werden können, das wissen die wenigsten. Dies ist aber nur eines von vielen Aperçus, mit denen die belesene Gastgeberin ihren Zuhörern ein „Oh là là!“ nach dem anderen entlockt. Quod erat demonstrandum.
Vom Schloss aus geht es den Kaffeeberg hinauf zum Obelisken am Holzmarkt. Er erinnert viele Paris-Fans an eine ähnliche Konstruktion auf der Place de la Concorde. Dort wird Béatrice Ensingers Führung musikalisch. Einer der auf der Spitzsäule verewigten Söhne Ludwigsburgs, Justinus Kerner, schrieb den Text zur Württemberger Hymne, die, beim genauen Hinhören, doch einige Gemeinsamkeiten mit der französischen Nationalhymne aufweist.

Käse zum Finale
Langsam werden die Gäste durstig, hungrig und auch etwas ungeduldig. Den sicherlich spannenden Ausführungen zu den Ludwigsburger Waldensern schenken sie zwischen den beiden Kirchen des Marktplatzes stehend nur ein halbes Ohr. Es zieht sie gewaltig zum Ludwigsburger Käseprofi Armin Haas und damit zum Höhepunkt der Tour.
Der Affineur hat in seinem Käsegeschäft in der Oberen Marktstraße eine Auswahl an fünf französischen Käsen vorbereitet. Dazu hat der Oßweiler Weinkenner Achim Trostel einen passenden Roten ausgesucht.
Und so endet die französische Reise durch Ludwigsburg comme il faut, also, wie es sich gehört, mit Käse, Wein, Baguette und netten Gesprächen. Übrigens wie jedes gelungene Menü in Frankreich: Besser geht es nicht. Michael Langjahr
INFO
Oh là là! Auf Frankreichs Spuren in Ludwigsburg
Stadtführung mit
Béatrice Ensinger
Dauer: Zirka 2 Stunden
Preise: 29 Euro
Nächste Termine:
11. und 31. Juli sowie am 10. Oktober 2025,
Beginn: Jeweils 15.30 Uhr
Buchung: Telefonnummer: (0 71 41) 9 10 22 52