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Dienstag, 18. November 2025
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Herbstkugel schlotzen

Es ist Oktober, das Laub raschelt, die Sonne steht tief – und doch bilden sich vor den wenigen noch geöffneten Eisdielen Schlangen. Dicke Jacke, Schal, manchmal Handschuhe. In der Hand: ein Becher mit zwei Kugeln. Schließlich muss man das schöne Wetter noch nutzen.
Früher war es einfach. Es gab Vanille, Schoko, Erdbeere und für mich immer Zitrone. Heute heißt es „Kürbis-Zimt mit Karamellkern“ oder „Apfelstrudel-Sorbet auf Hafermilchbasis“. Zwei Kugeln kosten so viel wie eine Kürbissuppe – aber die isst man ja zuhause, wo es warm ist.
Während die einen tapfer schlecken, sirren die letzten Wespen umher. Träge, aber zielsicher. Sie finden jedes Stracciatella-Fleckchen, jedes Basilikum-Zitrone-Eis, um sich vor dem Winter noch mal ein Polster anzufressen. Und selbst? Man sitzt auf der Bank des neu gestalteten Arsenalplatzes, spürt die Kälte und denkt: Ein bisschen verrückt ist das schon – Eis im Herbst. Aber es schmeckt nach Sommer, nach Leichtigkeit, nach fünf Minuten Pause vom Alltag. Und manchmal ist das genau das, was man braucht, bevor die dunkle Jahreszeit beginnt.

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