Die talentierte Ludwigsburger Boxerin Juliet S. hat kürzlich das Auto ihres Arbeitgebers mit einer Rummelplatzattraktion verwechselt. Die Fahranfängerin, die beim Erwerb ihrer Fahrerlaubnis eindeutig von den Vorzügen eines Automatikgetriebes profitiert hatte, musste bei ihrer ersten Dienstfahrt die Kupplung benutzen. Wer im Mai zwischen Stuttgart und Ostfildern unterwegs war, der wird vielleicht die Kapriolen der jungen Fahrzeuglenkerin bemerkt haben. An jeder Ampel würgte sie den Motor ab. Oft musste sie mehrere Grünphasen in Anspruch nehmen, um den Sprung über die Kreuzung zu schaffen. Auch bei Stockungen des Verkehrs brach sie regelmäßig in Tränen aus. Die Nervosität beim ersten Kampf, Pardon, bei ihrer ersten Fahrt, kannte keine Grenzen. Hinter ihr stehende Verkehrsteilnehmer stiegen aus und eilten der Schweiß gebadeten, verzweifelt dreinschauenden Juliet zu Hilfe. Die mehrstündige Ruckelfahrt endete mit einer Karambolage unweit des Marienhospitals. Das Fahrzeug der Faustkämpferin war endgültig zum Boxauto geworden. Die alarmierten Polizeibeamten bemerkten sofort, dass hier die ganze Milde des Gesetzes anzuwenden sei. Auch der Besitzer des – wie soll man es anders nennen? – gegnerischen Autos war gerührt und parkte den Wagen der Weinenden sicher am Straßenrand. Passiert ist zum Glück nicht viel. Das Auto war gut versichert. Die handelnden Personen blieben unverletzt, und der Chef denkt über den Kauf eines E-Autos nach. Ob die Tiefschläge, die Juliet bei ihrem ersten Kampf mit der neuen Technik einstecken musste, zu einem Trauma werden? Eher nicht. Sie ist eine Kämpferin mit Nehmerqualitäten. An was sie sich aber sicher erinnern wird, das ist die Erfahrung, dass es im Straßenverkehr auch Menschlichkeit gibt. Den Mann, den sie anboxte, findet sie sogar sehr süß. Schön zu lesen, in diesen unromantischen Zeiten. Michel