Es ist schon Jahre her, da geriet der Jazzmusiker Ornette Coleman (1930 – 2015) in den USA in eine Kontrolle. Er hatte seine Geige, ein Saxofon und eine Trompete dabei. Die Beamten, die Schmuggel oder eine andere kriminelle Absicht witterten, wollten nicht glauben, was sie sahen. Zum Beweis, dass die Musikinstrumente kein Versteck für illegale Waren sind, spielte Coleman auf allen ein paar Noten, und zwar so schön, dass jeder normale Mensch ihn um ein Autogramm gebeten hätte. Doch die Kontrolleure, so berichtete Coleman später, seien einfach nicht zu überzeugen gewesen.
Ein ähnlicher Vorfall ereignete sich lange Zeit später an der österreichisch-ungarischen Grenze. Der Onkel eines Bekannten war mit einem befreundeten Musiker unterwegs. Auch sie waren wegen eines verdächtigen Musikinstruments an der Grenze aufgefallen. Die Klarinette im Gepäck sah nicht so aus, wie die Zöllner es von einer Klarinette gewohnt waren. Darum baten sie den Besitzer um ein Vorspiel, worauf er auf seinem Tárogató eine so tief traurige ungarische Melodie spielte, dass die Grenzbeamten in Tränen ausbrachen. Vermutlich weil ungarisches Blut in ihren Adern floss. Worauf wir hinauswollen und wovon jeder Musiker ein Lied singen kann, ist Folgendes: Sein Publikum kann man sich leider nicht immer aussuchen. Michel